Manfred Diehl (56), Abteilungsleiter Mädchenfußball bei der TSG Neu-Isenburg, über Chancen und Probleme bei der Jugendförderung
Herr Diehl, wie lange schon können Mädchen bei der TSG Fußball spielen?
Diehl: Seit ziemlich genau 15 Jahren. 1995 haben wir dann eine separate Abteilung gegründet.
Wie hat sich dieser Bereich im Verein seitdem entwickelt?
Diehl: Sehr gut. Das liegt vor allem daran, dass junge Fußballerinnen bei uns nicht nur geduldet werden, sondern erwünscht sind. Mittlerweile haben wir Mannschaften in jeder Altersklasse. Seit über 2 Jahren haben wir sogar eine F-Jugend, in der nur Mädels kicken.
Was denken Sie ist der Grund für den großen Zuspruch?
Diehl: Allein wegen einer erfolgreichen WM der Damen kommen die Mädchen jedenfalls nicht in den Verein. Wir reichen interessierten Jugendlichen die Hand und gehen auf Sie zu. Eltern und unser Team versuchen wir gleichermaßen positiv zu motivieren. Vertrauen und Offenheit spielen eine große Rolle. Das ist Teil unseres Erfolgs.
Wie wird der Nachwuchs dann ausgebildet?
Diehl: Wir nutzen die kurze Zeit, in der die Kinder gefördert werden können, indem wir ihnen eine ganzheitliche Betreuung bieten. Unsere Idee heißt „Tore-Spaß-Gemeinschaft“. Dazu gehören nicht nur Trainings und Spiele, sondern auch regelmäßige Freizeitcamps oder spezielle Turniere wie der alljährliche „Fußballcup für Mädchen“, ein Hallenturnier, das wir seit 10 Jahren als Nachwuchsförderung ausrichten und das in dieser Form in der Region einzigartig ist.
Welche Rolle spielen die Übungsleiter bei der Förderung?
Diehl: Generell ist es schwer, fähige Trainer zu finden, da sie im Herrenfußball viel mehr verdienen können. Trainerinnen sind Mangelware. Außerdem sind die Anforderungen größer. Ein hohes Maß an Sensibilität und kommunikativer Fähigkeit ist ebenso Voraussetzung wie der Wille, sich in ein Team zu integrieren. Einzelkämpfer und Saisonarbeiter brauchen wir nicht.
Warum nicht?
Diehl: Die Mädchen können den Club nicht so einfach wechseln, weil das Angebot begrenzt ist. Deshalb müssen sie sich in ihrer Mannschaft und im Verein dauerhaft wohlfühlen, damit sie dem Sport nicht ganz verloren gehen.
Wie wird Ihr Engagement seitens des Verbands unterstützt?
Diehl: Fast gar nicht. Es gibt kein klares Konzept und auch kein Geld. Nicht einmal die Spielsysteme sind einheitlich geregelt. Da liegt noch einiges im Argen.